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21. Kolben und Pleuelstangen - Einbauen und Überprüfen
#1
1 Bevor der Kolben zusammen mit der Pleuelstange in die Laufbuchse eingesetzt wird müssen die Laufbuchsen gründlich gereinigt worden sein, die Oberkanten der Zylinder entgrated sein und die Kurbelwelle muß bereits eingebaut sein.

2 Die Pleuellagerkappe vom Ende der ersten Pleuelstange lösen. Die Lagerschalen entnehmen und diese gründlich reinigen.

3 Die Rückseiten der Lageschalen überprüfen. Dann die Lagerschalen in das Auge der Pleuelstange einlegen. Hierbei ist sicherzustellen, das die Erhebung der Lagerschale sicheren Haft in der entsprechenden Nut des Pleuelstangenauges hat. Die Lagerschale unter keinen Umständen gewaltsam in das Pleuellagerauge einsetzen. Ausserdem ist darauf zu achten, das die Lauffläche der Lagerschale beim Zusammenbau nicht beschädigt wird. Die Lauffläche noch nicht einölen.

4 Die Rückseite der anderen Lagerschale säubern und in die Pleuellagerkappe einsetzen. Auch hierbei ist darauf zu achten, das die Erhebung der Lagerschalen sicheren Halt in der Nut der entsprechenden Lagerkappe hat. Auch hierbei darf die Lagerschale nicht eingeölt werden. Es ist von größter Wichtigkeit, das die Laufflächen der Lagerschalen sauber und ölfrei sind.

5 Die Kolbenringe entsprechend dem Schema aus Abbildung 21.5 ausrichten. Über die Stehbolzen der Pleuellager kurze Stücke Kunststoffschlauch stülpen, um Beschädigungen an den Laufflächen der Kurbelwelle zu vermeiden. Nach Möglichkeit sollte kein Gummischlauch verwendet werden, da dieser beim späteren Abziehen Rückstände am Gewinde hinterlassen kann.

6 Den Kolben und die Kolbenringe mit frischem Motorenöl einschmieren. Dann unter Zuhilfenahme eines Kolbenringkompressors den Kolben vorsichtig in die Laufbuchse einführen. Dabei sind beim Anbringen des Kolbenringkompressors unten am Kolben ca. 0,8 cm Platz zu lassen. Beim Einsetzen des Kolbens in den Zylinder den Kolbenringkompressor so fest wie möglich zusammendrücken (S. Abb. 21.6).

7 Die Kurbelwelle solange drehen, bis der entsprechende Kurbelwellen-Lagerzapfen soweit wie möglich oben steht (unterer Totpunkt). Dann die Laufbuchsen mit etwas frischem Motorenöl einschmieren.

[Bild: Auftrag%20%201_Picture116.jpg]
21.8a Beim Einsetzen des Kolbens in die Laufbuchse muß sichergestellt werden, das die auf der Kolbenoberseite angebrachte Nut in Richtung der Motorvorderseite zeigt.

[Bild: Auftrag%20%201_Picture117.jpg]
21.10a Mit dem (hölznernen) Stiel eines Hammers den Kolben vorsichtig in die Zylinderbohrung einführen.



8 Mit der Markierung (Nut oder Pfeil) in Richtung der Vorderseite des Motors den Kolben zusammen mit der Pleuelstange vorsichtig in die Laufbuchse treiben (S. Abb. 21.8a, 21.8b). Falls erforderlich auf die Oberseite des Kolbenringkompressors klopfen, damit dieser komplett die Laufbuchse umschließt.

9 Den 1. Kurbelwellen-Lagerzapfen gründlich reinigen.

10 Mit dem Stiel eines Holzhammers vorsichtig auf das Kolbenoberteil klopfen, während das Ende der Pleuelstange in die richtige Einbaulage am Kurbelwellenzapfen gebracht wird (S. Abb. 21.10a u. 21.10b). Evtl. können die Kolbenringe kurz bevor diese in die Zylinderbohrung gedrückt werden vom Kolben abspringen, es kann daher erforderlich sein, diese mit den Kolbenringkompressor etwas nach unten zu drücken. Bei diesen Arbeiten ist vorsichtig und mit großer Sorgfalt vorzugehen. Ist beim Einführen des Kolbens Wiederstand zu fühlen, darf der Kolben nicht weiter bewegt werden. Es ist dann herauszufinden, was den Widerstand verursachte und das jeweilige Problem zu beheben. Achtung: Unter keinen Umständen darf der Kolben unter Gewaltanwendung in die Bohrung eingesetzt werden, andernfalls mit großer Wahrscheinlichkeit einer der Kolbenringe oder schlimmstenfalls der Kolben selber beschädigt wird.

[Bild: Auftrag%20%201_Picture118.jpg]
21.8b Weist der Kolben am Rand keine Nut auf, so sind auf der Kolbenoberseite Pfeile oder anderweitige Markierungen vorhanden.

[Bild: Auftrag%20%201_Picture119.jpg]
21.10b Beim Montieren der Pleuellager dürfen die Lagerschalen nicht durch die Stahlbolzen am Pleuellager beschädigt werden.

11 Nachdem der Kolben zusammen mit der Pleuelstangen eingebaut wurde, muß der Ölkanal zwischen Pleuelauge und Kurbelwelle vermessen werden.

12 Ein kurzes Stück Plastigage zurechtschneiden, welches axial auf den 1. Kurbelwellenzapfen gelegt wird.

13 Die Lagerflächen der Pleullager säubern und die Gummischläuche von den Pleulstangenbolzen abziehen. Dann die untere Pleullagerkappe aufstecken. Die Muttern mit dem vorgeschriebenen Drehmoment anziehen, hierbei schrittweise vorgehen (3stufig). Während dieser Arbeiten darf die Kurbelwelle unter keinen Umständen verdreht werden.

14 Die Pleuellagerkappe abnehmen, hierbei ist darauf zu achten, das der 'Plastigage'-Streifen nicht verrutscht. Das auf dem zusammengedrückten Streifen Plastigage ermittelte Ergebnis mit der Skala auf der Verpackung der Plastigage vergleichen, um die Größe der Ölbohrung zu überprüfen. Das gemessene Ergebnis mit den am Anfang dieses Kapitels beschriebenen Spezifikationen vergleichen. Ist das gemessene Ergebnis nicht einwandfrei, sollten nochmals die Lagerschaleneinsätze überprüft werden, d. h. ob diese die richtigen Maße aufweisen. Außdem sollte nochmals die Lagerschale auf der Pleuelstangenseite überprüft werden. Evtl. zwischen Lagerschale und Pleuel vorhandener Schmutz oder Ölreste können das Meßergebnis verfälschen.

15 Vorsichtig sämtliche Überreste der Plastigage herauskratzen. Hierbei ist mit großer Vorsicht vorzugehen, um die Lagerschale nicht zu beschädigen. Die Plastigage kann mit den Fingernägeln oder einem geeignetem Stück harten Holzes (z. B. Zahnstocher) entfernt werden. Nachdem sichergestellt ist, das die Lagerschaleneinsätze absolut staub- und Fettfrei sind, werden diese mit einer Lage Motorenöl oder Schmierfett auf Molybdän-Basis eingestrichen. Evtl. muß der Kolben etwas in den Zylinder gedrückt werden, damit das Peuellager weit genug nach unten ragt. Hiervor ist jedoch sicherzustellen, das die Gummischläuche über die Lagerseitigen Stehbolzen gestülpt wurden.

16Das Pleuelseitige Lager ordnungsgemäß ausrichten und die Gummischläuche von den Stehbolzen abziehen. Danach die Lagerkappe aufsetzen und mit den dazugehörigen Muttern befestigen. Hierbei ist das vorgeschriebene Anzugsmoment unbedingt zu beachten. Die Muttern sollten in 3 Schritten vorsichtig auf den spezifizierten Wert angezogen werden.

17 Die zuvor beschriebene Prozedur für die verbliebenen Pleuellager wiederholen. Die Lagereinsätze sind bei sämtlichen Arbeiten absolut sauber, staub- und fettfrei zu halten. Es ist jeweils sicherzustellen, das es sich bei den Pleuellagerkappen um die zu dem jeweiligen Zylinder zugehörige handelt. Außerdem muß der Kolben mit der Markierung auf dem Kolbenboden in Richtung der Motorvorderseite zeigen. Außerdem sollte nicht vergessen werden, bei der Montage die jeweiligen Teile großzügig mit Montageöl- oder -Fett einzuschmieren. Desgleichen gilt für die Lagereinsätze in den Pleuellagerkappen, welche ebenfalls großzügig eingeschmiert werden müssen, um ein einlaufen aufgrund des noch nicht funktionsfähigen Schmierkreislaufs beim starten des Motors zu verhindern.

18 Nachdem sämtliche Pleuellager eingebaut sind, ist die Kurbelwelle einige Male vorsichtig von Hand durchzudrehen. Hierbei ist sowohl auf übermäßiges Spiel als auch auf Freigängigkeit zu achten.

19Als einer der letzten Schritte ist das Längsseitige Spiel der Pleuellager zu überprüfen. Diese Prozedur wird in Abschnitt 9 beschrieben. Die gemessenen Ergebnisse sind mit den werkseitigen Spezifikationen (am Anfang dieses Kapitels) zu vergleichen.

20 Wurde das zuvor eingebaute Pleuel wiederverwendet, so darf sich das Längsspiel nicht verändert haben.

21 Wurde eine oder mehrere neue Pleuelstangen oder eine neue Kurbelwelle eingebaut, so muß sich das Längsspiel geändert haben.

22 Ist nach dem Zusammenbau nicht genügend Spiel Zwischen Pleuellager und Lagerzapfen vorhanden, muß das jeweilige Pleuellager und / oder die Kurbelwelle an den entsprechenden Stellen geweitet werden, um einen ausreichenden Ölfluß durch das Lager sicherzustellen. Ist das Spiel zu gering, kann das Öl u. U. nicht entweichen.

23 Ist nach dem Zusammenbau zu großes Spiel zu messen, muß das jeweilige Pleuel nochmals ausgebaut und durch ein Neuteil ersetzt werden.

[Bild: 37.1.jpg]
21.5 Bevor die Kolben zusammen mit den Pleulstangen erneut in den Motorblock eingesetzt werden müssen die Kolbenringspalte entsprechend dem hier abgebildetem Schema ausgerichtet werden.
1 Expansionsring (Ölabstreifring) 2 Seitenring (Ölabstreifring)
3 Zweiter (mittlerer) Kompressionsring 4 Erster (oberer) Kompressionsring
[Bild: 38.1.jpg]
21.12 Ein Streifen Plastigage wird parallel zur Kurbelwelle auf den Lagerzapfen gelegt.
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